WLE-Reaktivierung: VCD hält den WLE-Gegnern sachliche Argumente entgegen

WLE-Reaktivierung: VCD hält den WLE-Gegnern sachliche Argumente entgegen

Die Nachricht, dass der Aus- und Neubau der WLE-Zugstrecke deutlich teurer als ursprünglich geplant ausfallen wird, ist leider bei (fast) allen größeren Bauprojekten zu beobachten und hat viel mit der zeitlichen Verzögerung zu tun. Dass dieser Umstand von den bisherigen Gegnern dieser Reaktivierung als willkommener Vorwand genutzt wird, gegen das Vorhaben zu opponieren, ist als durchsichtig und kurzsichtig zu bewerten.

Die Meldung, dass die Reaktivierung der WLE-Strecke Münster-Sendenhorst deutlich teurer wird als ursprünglich geplant, ist selbstredend eine bittere Pille, sie war aber irgendwie auch erwartbar.
Wir leben in Zeiten, wo öffentliche Infrastrukturprojekte sich fast alle deutlich verzögern und damit leider auch Kostensteigerungen einhergehen. Seit dieser Meldung fluten WLE-Gegner die Leserbriefdiskussion und nehmen die Kostensteigerung zum Anlass für eine Breitseite gegen die WLE-Reaktivierung. Achtet man auf die Straßennamen der Schreibenden, so sind es fast immer Anwohnende, die offensichtlich befürchten, dass ihre Wohnqualität durch die Reaktivierung leidet.
Dieses Eintreten für ihre individuellen Interessen ist ihr gutes Recht. Zum Problem wird es dadurch, dass diese Betroffenen versuchen, ihr Partikularinteresse als Gemeinwohl zu verbrämen. Und offensichtlich legt man es darauf an, dass die zum Teil abstrusen Argumentationen verfangen und die öffentliche Meinung und dann möglichst auch die Entscheidungsträger gegen eine WLE-Reaktivierung beeinflusst werden.
Erstaunlich ruhig sind in der Diskussion die Befürwortenden, deswegen nochmals in aller Deutlichkeit aus der Sicht des Verkehrsclub Deutschland vier Anmerkungen:

  1. Es liegt in der Natur der Sache, dass es bei der Reaktivierung des Personenverkehrs einige wenige Verlierer geben wird u.a. durch Landabgabe und längere Wege. Die Gewinner werden allerdings massiv in der Überzahl sein. Münsters Südosten, Sendenhorst und Albersloh bekommen einen attraktiven und geräuscharmen Schienenverkehr mit fahrplansicheren Verbindungen in die Innenstadt und damit auch Anschluss an den Schienenpersonenfernverkehr im Bahnknoten Münster. Auch in anderen Regionen mit reaktivierten Strecken hat es vorab Skepsis der Bahn gegenüber gegeben. Heute will zum Beispiel bei der Dürener Kreisbahn oder der S-Bahn-Strecke nach Kaarst keiner mehr den komfortablen Personenverkehr missen. Für die Loddenheide, Gremmendorf, Angelmodde, Wolbeck und für die Stadt Sendenhorst wird die WLE einen deutlichen Standortvorteil bedeuten.
  2. Münster als größte Stadt in Deutschland ohne schienengestützten Nahverkehr hat auf dem Korridor der WLE-Strecke die Chance, dieses Manko ein wenig zu kompensieren. Der Abstand der Haltestellen und die geplante Bedienung im 20-Minuten-Takt bis Wolbeck haben beinahe Stadtbahnqualität. Der Schienenverkehr wird mehr Menschen zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr bewegen, denn er ist fahrplansicherer und systembedingt komfortabler, als es der Bus sein kann. Das ist Fakt, auch wenn es von WLE-Gegnern gerne in Frage gestellt wird. Im Zug ist Lesen und Schreiben eher möglich als im Bus, man kann besser Reisegepäck befördern oder Fahrräder mitnehmen.
  3. Der Busverkehr vor allem auf dem Albersloher Weg kommt an seine Grenzen. Immer mehr Menschen, die den ÖPNV nutzen sollen, würden ohne WLE immer mehr Busse und Busfahrerinnen und -fahrer bedeuten. Das wäre bei knappem Personal deutlich personalintensiver als die leistungsfähigere Bahn, wo jeder Zug auf der WLE-Strecke 340 Personen transportieren kann, davon 160 Sitzplätze. Autonomes Fahren ist noch Zukunftsmusik, wird im Schienenverkehr durch den eigenen Fahrweg inklusive Sicherungen viel eher praktikabel sein als beim Bus.
  4. Ohne Einbeziehung des noch immer ausufernden Verkehrsbereichs werden wir die gesetzten Klimaziele nicht erreichen. Schienenverkehr bewegt mehr Menschen zum Umstieg auf den ÖPNV, hat einen deutlich geringeren Energieverbrauch und ist um den Faktor 60 sicherer als das Privatauto, was tödliche Verkehrsunfälle betrifft. Wir kommen nicht umhin, unsere Mobilität umwelt- und menschenfreundlicher zu gestalten. Die WLE-Reaktivierung ist und bleibt dazu ein probates Mittel, je eher, desto besser und kostengünstiger.